Die Themen Stabilität und Sicherheit standen mit Festredner NRW-Innenminister Herbert Reul im Mittelpunkt des 60. Tag des Handwerks, der unter Rekordbeteiligung von 1.800 Gästen in Paderborn, traditionell zur Libori-Festwoche, stattfand.

Kreishandwerksmeister Mickel Biere kritisierte die aktuelle politische Lage in Berlin, die von fehlender Stabilität und Planbarkeit geprägt sei und damit dem Wirtschaftswachstum die Grundlage entziehe. Als Beispiel nannte er das noch zu beschließende Heizungsgesetz, dessen Entstehung er als „grottenschlecht“ bezeichnete. „Wenn wir Handwerker so arbeiten würden, würden uns unsere Kunden schneller aus dem Haus jagen, als wir gucken können.“ Der jetzige Bundeswirtschaftsminister müsse gestoppt werden, bevor er dem Handwerk ernsthaften Schaden zufüge.

Die Belastungen für Handwerksbetriebe seien vielfältig, darunter steigende Energiepreise, Materialengpässe, Kaufzurückhaltung aufgrund der Inflation und der Arbeitskräftemangel. Biere forderte von der Politik neben mehr Unterstützung auch weniger Belastung. „Auf den Punkt gebracht: Man muss uns machen lassen. Dann wird alles gut.“ Darüber hinaus betonte der Kreishandwerksmeister die Bedeutung von Wertschätzung für das Handwerk und appellierte an die Politik, die Zukunft des Handwerks zu sichern, indem sie berufliche Bildung gleichwertig zur akademischen Bildung fördere.

Landrat Christoph Rüther sprach in seinem Grußwort die Herausforderungen an, die der Fachkräftemangel mit sich bringt und verwies auf konkrete Maßnahmen vor Ort, um diese Entwicklung zu verändern. Darüber hinaus stellte er die Themen Verlässlichkeit und Sicherheit in den Fokus. „Unsere Gesellschaft leidet an einem Mangel an Respekt und Anerkennung für die Arbeit der Menschen“, sagte Rüther. Respekt sei eines der wichtigsten Fundamente unserer Gesellschaft, ebenso wie die innere Sicherheit.

Staatssekretär Daniel Sieveke stimmte in seinem Grußwort Kreishandwerksmeister Mickel Bieres Worten zu. „Die Probleme und Herausforderungen sind benannt“, so der Politiker. Den Handwerkern riet er, lauter zu werden und für „realistisch machbare Ziele“ einzutreten. Die Politik müsse endlich liefern. In diesem Zusammenhang verwies er als Staatssekretär im Bauministerium auf die Landesbauordnung, die entschlackt werden soll. Er erkläre sich bereit, sich an dem Ergebnis im nächsten Jahr messen zu lassen.

NRW-Innenminister Herbert Reul freute sich zunächst, in einem Raum mit rund 1800 „Pragmatikern und Realisten“ zu sein und stellte dann in seiner Festrede die Bedeutung von Sicherheit für ein stabiles Zusammenleben in den Vordergrund. Er appellierte an die Einhaltung von Regeln und betonte, dass Sicherheit grundlegend für das Vorankommen eines Landes sei. „Sicherheit ist nur gegeben, wenn sich Menschen international und innerstaatlich an Regeln halten“, so Reul. Ob es um Clan-Kriminalität, Rechtsradikalismus oder um das Festkleben auf Straßen gehe, der Rechtsstaat müsse für alle gleichermaßen gelten.

„Ein wesentlicher Bestandteil eines stabilen Gesellschaftsgefüges ist die Arbeit von Polizisten und Rettungskräfte als Bollwerk für die Gesellschaft“, sagte der Minister. Großes Thema bei der Polizei sei künftig die Cyber-Kriminalität. Dabei bezog der Innenminister mit Blick auf ein hohes Maß an internationaler Wirtschaftskriminalität in diesem Bereich auch die Unternehmer mit ein. In Richtung Politik betonte er, diese tue gut daran, Probleme zu benennen und dann schrittweise zu lösen. Dabei bat er um Geduld. „Die Probleme sind kompliziert und vielschichtig und nicht so schnell zu lösen, wie man das möchte“.

Michael H. Lutter, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, dankte Minister Reul für seine Rede und betonte, dass sie verdeutlichte, warum die Menschen in NRW dem Innenminister vertrauten: „Ich weiß zwar nicht, ob sie sagen, was sie denken, aber sie halten sich an das, was sie sagen“. Der Tag des Handwerks endete wie gewohnt mit einem Marsch auf den Liboriberg.

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