Erster Besuch des neuen Paderborner Erzbischofs in der Kreishandwerkerschaft
Welche gemeinsamen Themen bewegen das Handwerk und die Kirche? Dies diskutierte am Mittwoch, 30. April 2025, Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz bei einem „politischen Frühstück“ mit Vertretern des heimischen Handwerks.
„Wir freuen uns sehr darüber, dass Sie uns nach unserem Kennenlernen beim letzten Tag des Handwerks in der Libori-Woche jetzt zum ersten Mal in der Kreishandwerkerschaft besuchen“, begrüßte Kreishandwerksmeister Mickel Biere den Paderborner Erzbischof.
Als Gemeinsamkeiten von Handwerk und Kirche stellten sich im Verlauf des Gesprächs schnell die Themen Familie, soziale Verantwortung und das Engagement vor Ort heraus. „Handwerk und Kirche – jeder für sich und auch gemeinsam – sind Teil des ’sozialen Kitts‘, der die Gesellschaft gerade im ländlichen Raum zusammenhält“, betonte Biere. „Dabei verbinden uns auch zentrale Anliegen wie soziale Kompetenz und die Fürsorge füreinander und für die Gesellschaft – sei es durch die Ausbildung junger Leute oder im Ehrenamt, bei der Hilfe in Krisenzeiten oder durch Bildungs- und Integrationsarbeit, wie in den Kolping-Werkstätten. Handwerk wie Kirche stehen an der Seite der Menschen und wollen dies auch in Zukunft tun.“
Eines der Themen, das bei dem Treffen kontrovers diskutiert wurde, war die Familiennachfolge im Handwerksbetrieb: Hauptgeschäftsführer Michael H. Lutter sieht durchaus eine besondere Verantwortung darin, dass sich Familienunternehmer aktiv dafür einsetzen, den eigenen Nachwuchs gezielt für die Unternehmensnachfolge zu gewinnen. Einige der anwesenden Obermeister sprachen sich hingegen deutlich dafür aus, hier mehr Freiraum zu lassen. Nicht jeder habe genau die passenden Stärken oder das Interesse, um einen Familienbetrieb fortzuführen. Jedoch gebe es auch bewährte Mitarbeiter, die gute Kandidaten sein könnten, um innerhalb eines Betriebs Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen. „Wir müssen den Mut haben, junge Menschen zu prägen und ihnen dennoch den Freiraum für ihre eigenen, freien Entscheidungen zu geben“, zeigte sich Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz überzeugt und vertiefte: „Ich bin mir sicher, dass wir den jungen Menschen und auch uns selber wieder ein bisschen mehr zumuten können.“
Insgesamt brauche es eine intensive Stärkung der Erfahrung, dass eine Gesellschaft vor allem von dem lebe, was jeder Einzelne bereit sei, von sich aus zum Wohle der Gemeinschaft einzubringen, unterstrich der Paderborner Erzbischof. „Dadurch entsteht sozialer Zusammenhalt.“
Fast zwei Stunden nahm sich der Kirchenmann vom Erzbistum Paderborn Zeit für den Austausch mit den Handwerksvertretern. Dabei zeigte er sich offen und authentisch, scheute auch kritische Fragen nicht und gab persönliche Einblicke in seinen Werdegang.
„Es war ein hochinteressantes Gespräch, bei dem viele Parallelen zwischen der Welt des Handwerks und der Kirche diskutiert wurden. Gleichzeitig lädt das Gespräch ein, Manches mit einem neuen Blickwinkel zu betrachten“, schloss Lutter. „Ich freue mich, dass es eine angeregte Diskussion war, in der kein Thema ausgespart wurde und in der sich jeder irgendwo wiederfinden konnte – ob aus gesellschaftlicher, familiärer oder unternehmerischer Perspektive.“ „Eine richtig gute Veranstaltung. Ein Austausch auf Augenhöhe“, fand auch Kreishandwerksmeister Mickel Biere.