Dachdecker-Innung Lippe feiert 125-jähriges Bestehen (mit Bildergalerie)

„Als unsere Vorgänger im Jahr 1900 unsere Innung gründeten, war das Dachdecker-Handwerk noch von harter körperlicher Arbeit, von Handschere und Flaschenzug geprägt. Seither haben sich Techniken, Materialien und Anforderungen grundlegend verändert – und doch steht unser Handwerk heute wie damals für Qualität, Zuverlässigkeit und das gute Gefühl, Menschen ein sicheres Dach über dem Kopf zu geben“, begrüßte Obermeister Stefan Raabe die Gäste bei der Jubiläumsfeier zum 125-jährigen Bestehen der Dachdecker-Innung Lippe. 130 Gäste aus den Handwerksorganisationen sowie Kooperationspartner und Wegbegleiter waren am Samstag ins Weiße Ross nach Detmold gekommen, um den besonderen Anlass gemeinsam mit den Innungsmitgliedern zu feiern. Raabe nutzte die Gelegenheit auch um sich zu bedanken: „Danke an unsere Mitgliedsbetriebe, die das Rückgrat unserer Innung bilden. Danke an alle, die sich in unserer Innung ehrenamtlich engagieren und uns auf vielfältige Weise unterstützen.“
Innungen sind Stimme des Handwerks
Ihm folgte Kreishandwerksmeister Mickel Biere, der die Glückwünsche der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe überbrachte: „125 Jahre Dachdecker-Innung Lippe – das bedeutet 125 Jahre gelebte Solidarität, 125 Jahre Einsatz für die Interessen des Handwerks, 125 Jahre Verantwortung für Betriebe, Beschäftigte und nicht zuletzt für unsere Region“, so Biere. All dies sei keine Selbstverständlichkeit und so könne man in Zeiten von Digitalisierung, Globalisierung und Individualisierung durchaus kritisch fragen: Braucht es heutzutage überhaupt noch eine Innung? „Mehr denn je!“, zeigte sich der Kreishandwerksmeister überzeugt. Die Innungen seien die Stimme des Handwerks. „Sie bündeln, was jeder Einzelne allein nicht schaffen kann. Sie geben dem Handwerk Gewicht. Und das brauchen wir, um gehört zu werden.“ So halte die Innung als starkes Dach nicht nur die Vergangenheit zusammen, sondern schütze auch die Zukunft.
„In einer Zeit, in der oft jeder nur auf sich schaut, ist das Innungswesen aktueller denn je: Denn hier zählt das Gemeinsame“, zeigte sich auch Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld überzeugt. „Hier werden junge Menschen ausgebildet, Prüfungen abgenommen, Innovationen diskutiert, Tariffragen geregelt – und auch zusammen gefeiert.“ Dass das Handwerk in Lippe seit jeher einen hohen Stellenwert habe, liege nicht nur an der Tradition, sondern an den Menschen, die sich seit Generationen dafür einsetzten und sich bewusst dafür entschieden, in ihrer heimischen Region Verantwortung zu übernehmen, so Eul.
Dank an den Vorstand und Auszeichnungen würdigen Engagement
Im Verlauf des Abends gab es auch zwei besondere Ehrungen: Obermeister Stefan Raabe und Lehrlingswart Lars Schrahe erhielten für ihren außerordentlich langjährigen, ehrenamtlichen Einsatz für das Dachdeckerhandwerk die Ehrennadel mit Eichenlaub von Fritz-Marius Sybrecht, Hauptgeschäftsführer des Innungsverbands des Dachdeckerhandwerks Westfalen. Diese hohe Auszeichnung wird für besondere Verdienste und eine außergewöhnliche Verbundenheit mit dem Handwerk vergeben. Beide Dachdeckermeister engagieren sich seit fast 30 Jahren für das Dachdeckerhandwerk in Lippe.
Ein besonderes Geschenk für die Mitglieder des Innungsvorstands übergab anschließend Michael Lutter, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. „Ich freue mich sehr, Ihnen als Dank für Ihr großes Engagement für die Innung und die Kreishandwerkerschaft sowie als Erinnerung an dieses besondere Jubiläum eine handgemalte Urkunde unserer Steinmetzin Carolin Engels aus Lemgo überreichen zu können – jede einzelne ein Unikat.“
Abgerundet wurde das Festprogramm durch einen Auftritt des Comedians „Handwerker Peters“, der für zahlreiche Lacher sorgte. Andrea Hegerbekermeier, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe, zeigen sich mit der Feier rundum zufrieden: „Es war ein wirklich gelungenes Fest: tolles Ambiente, tolle Gäste, ein tolles Festprogramm – es passte alles.“
125 Jahre Dachdecker-Innung Lippe – Die Gründungshistorie
24.09.1899 | In Lage fand die erste Gründungsversammlung der Dach- und Schiefer-deckermeister statt. Anwesend waren 14 Dachdeckermeister aus ganz Lippe. |
29.12.1899 | Da es zu jener Zeit schon drei freiwillige, gewerkeübergreifende Innungen gab, denen auch Dachdecker angehörten, ordnete die Lippische Regierung eine Abstimmung über die Gründung einer eigenen Zwangsinnung an. Diese erfolgte am 29.12.1899. Von 18 erschienenen Dachdeckermeistern votierte nur einer gegen die geplante, berufsspezifische Innung. |
16.02.1900 | Nach Verstreichen der Einspruchsfrist ordnete die Regierung an, dass die Zwangsinnung der Dach- und Schieferdeckermeister für das Fürstentum Lippe am 1.7.1900 errichtet werden sollte. |
01.07.1900 | Offizielles Gründungsdatum. Ihren Sitz hatte die neue Innung in Detmold. Mitglied waren alle Dachdeckermeister, die ihren Wohnsitz im Fürstentum Lippe hatten. |
Quelle: „100 Jahre Dachdecker-Innung Lippe“ |
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