HANDWERK VOR ORT IN BÜREN

UNTERNEHMEN MIT PFIFF UND WEITBLICK

Internationalität und Innovation sind auch für das Bürener Handwerk längst keine Fremdworte mehr. Während aus der Idylle des südlichen Paderborner Landes heraus beispielsweise die Tischlerei Graskamp Kunden in fernen Ländern beliefert, hat sich Bernd Pauli in seinem Werk für Betonfertigteile unter anderem auf einen Nischenbereich spezialisiert, nämlich die Herstellung von Spaltenböden für Schweineställe. Details darüber erfuhr nun auch live vor Ort eine Delegation der Kreishandwerkerschaft Paderborn beim Blick hinter die Kulissen der beiden mittelständischen Betriebe. Dabei konnten sich die Besucher nicht nur von der Leistungsstärke des Berufsstandes überzeugen, sondern musste auch erfahren, wie schwer es heute ist, geeignete Auszubildende zu finden.

Zürich, Genf und Lugano – schon die exklusiven Namen der Büromöbelserien von Heinrich Graskamp bringen einen Hauch von Welt in den doppelstöckigen Showroom der Bürener Tischlerei. Neben der Herstellung von Möbeln für den privaten Bedarf ist der Betrieb allerdings hauptsächlich im Bereich der Objekteinrichtung tätig. Und das nicht nur lokal. So tragen bereits bundesweit viele Gebäude unterschiedlichster Institutionen die Handschrift der heimischen Tischlerei. Hinzu kommen Steuerungspulte für Kraftwerksanlagen, die den als Komplettanbieter agierenden Objekteinrichter bereits bis nach Trinidad und Saudi Arabien führten. „Möglich wird das durch unseren modernen Maschinenpark, die CAD-Planungsabteilung und nicht zuletzt durch das Know-how unserer erfahrenen Mitarbeiter“, so Heinrich Graskamp.

Letztere allerdings stellen auch ein Problem dar. Denn Heinrich Graskamp findet kaum qualifizierte Auszubildende. „Eine Thematik, die das gesamte Handwerk seit geraumer Zeit beschäftigt“, wie Ass. Josef Tack, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Paderborn, bestätigt. So hätten viele Jugendliche ein ganz falsches Bild von derartigen Berufen. Stecke doch in den Köpfen der jungen Leute allzu oft noch das alte Klischee von harter und schmutziger Arbeit für geringes Geld. Damit müsse endlich aufgeräumt werden. Schließlich seien die meisten Betriebe heute technologisch bestens ausgestattet. Und auch in der Firma von Graskamp stehen modernste Maschinen. „Um die zu bedienen, brauchen wir Mitarbeiter mit Köpfchen“, so der Firmenchef. Leider entschieden sich die Schulabgänger häufig für einen anderen Berufsweg, was er nicht nachvollziehen könne. Biete doch gerade das Handwerk dank seiner unterschiedlichen Gewerke und Fachrichtungen eine Menge Möglichkeiten.

Ein Beispiel dieser Vielfältigkeit findet sich nur ein paar hundert Meter weiter vom international tätigen Tischler im Bürener Industriegebiet am Unternehmenssitz der Pauli Betonfertigteile . Bernd Pauli, seit 2000 Chef in zweiter Generation, stellt dort Betonfertigteile im Segment Ein- und Mehrfamilienhausbau sowie für den Industriebau her. Die Elemente werden in ganz Nord- und Westdeutschland vertrieben. In 2009 wurde zudem die Produktion von Betonspaltenböden aufgenommen, die im Stallbau eingesetzt werden. Ähnlich wie beim Kollegen Graskamp findet auch Pauli seine Kunden nicht nur vor Ort. Und auch seine Fertigung ist mit modernsten Maschinen ausgestattet.

„Die beiden besuchten Firmen haben sich im Laufe der Jahre stetig erweitert und Innovationen auf den Markt gebracht“, zieht Kreishandwerksmeister Heinrich Heggemann ein positives Resümee der Betriebsbesichtigungen, die die Handwerksdelegation auch für die übrigen Kommunen und Städte plant. Schließlich seien kreisweit mehr als 3.000 Handwerksbetriebe zu verzeichnen - mit rund 20.000 Beschäftigten und circa 2.500 Auszubildenden. „Da ist es wichtig, als Kreishandwerksmeister auch einmal in den Betrieben selbst vorbeizuschauen, sich persönlich ein Bild zu verschaffen und zu erfahren, wo der Schuh drückt.“ Schließlich verstehe sich die Kreishandwerkerschaft als Lobby für das Handwerk vor Ort. Und nur wer von Problemen wisse, könne sich auch an entsprechender Stelle stark machen, so Heggemann.

KH Paderborn Lipp