Viel Applaus beim Tag des Handwerks erntete Festredner Wolfgang Grupp. Der schwäbische Textilunternehmer hielt einen mitreißenden Vortrag über Unternehmertum und Verantwortung und sprach damit den anwesenden Handwerksbetrieben direkt aus der Seele. Denn wie diese steht das Unternehmerurgestein aus Burladingen für ehrliche Arbeit und solides Unternehmertum.

Nach zwei Jahren mit hybriden Veranstaltungen freute sich Kreishandwerksmeister Mickel Biere, dass in diesem Jahr wieder 1.200 Gäste live beim Tag des Handwerks in der Paderborner Maspernsporthalle dabei sein konnten. Seine Begrüßungsrede nutzte der oberste Handwerker, um aktuelle Probleme und Herausforderungen, die nicht nur das Handwerk betreffen, anzusprechen. Zwei Jahre Corona hätten Spuren hinterlassen. Und mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine müssten wir uns schon wieder einer neuen Realität stellen. Neben den alten, gebe es also wieder neue Herausforderungen.

Er forderte, die Abhängigkeit von russischer Energie und Rohstoffen so schnell wie möglich zu beenden. Außerdem mahnte er, dass wer mehr Klimaschutz und Energieeffizienz wolle, dies nicht ohne das Handwerk erreichen könnte. Ohne das Handwerk wird die Energiewende nicht funktionieren“, so Biere. Damit das Handwerk aber mit gewohntem Tatendrang dazu beitragen könne, brauche es zunächst einmal genügend qualifizierte Fachkräfte, weniger bürokratische Hürden und mittelstandsfreundliche Rahmenbedingungen. „Dazu zählt auch eine leistungsfähige Infrastruktur und zwar mit einer digitalen und handlungsfähigen Verwaltung“, betonte Biere.

Dem Kreishandwerksmeister folgte Landrat Christoph Rüther, der in seinem Grußwort das Handwerk als Rückgrat der Wirtschaft bezeichnete und sich dafür bedankte, dass die Betriebe Verantwortung übernehmen. Wie beispielsweise im Mai nach dem Tornado. Das Handwerk habe sofort parat gestanden und uneigennützig geholfen. Das unterstrich auch Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl, die ihrerseits Dank für ihren Einsatz für die Belange des Handwerks und in Sachen Ausbildung vom Hauptgeschäftsführer Michale H. Lutter erhielt. „Das Handwerk ist der größte Ausbilder in Nordrhein-Westfalen und gleichermaßen traditionsbewusst wie quicklebendi“, lobte Thomann-Stahl in ihrem Grußwort und ergänzte, dass die Digitalisierung und künstliche Intelligenz dem Handwerk neue Perspektiven und Betätigungsfelder eröffneten.

In dem folgenden Vortrag über mehr Verantwortung im Unternehmertum sprach sich Trigema-Unternehmenschef Wolfgang Grupp klar gegen von Gier und Größenwahn geleitete Managements aus. Diese hätten aus seiner Sicht dazu beigetragen, dass das Vertrauen in die soziale Marktwirtschaft gesunken sei. Seine Forderung: Manager sollten persönlich für Ihr Handeln haften. Außerdem müsste es verpflichtend sein, zuerst einmal die Aufgaben im Heimatland zu erfüllen. Die Sicherung von Arbeitsplätzen führte Grupp dabei an erster Stelle an. Und dazu gehöre auch, die Mitarbeiter angemessen zu entlohnen. Unverständlich sei für ihn, dass die Politik in Deutschland überhaupt erst einen Mindestlohn festsetzen müsse. „Das ist eine Schande“, so der schwäbische Unternehmer.

Der Trigema-Chef betonte mit Stolz, dass es in seinem Unternehmen noch keine konjunkturbedingten Entlassungen und keine Kurzarbeit gegeben habe. Auch staatliche Hilfen habe er nie benötigt. Das sieht er in seinem eigenen Führungsstil begründet, bei dem seine eigene Verantwortlichkeit an erster Stelle stehe. „Gute Führung zeichnet sich außerdem durch eine deutliche Vorbildfunktion und ein klares Leistungsverständnis aus“, verrät Grupp. Dazu zähle auch die Wertschätzung für gute Arbeit. Nach dem Festvortrag veranstaltete das Handwerk wie gewohnt einen Umzug zum Liboriberg. Dort fand, und das war die einzige Änderung in diesem Jahr, der Ausklang auf der Plaza-Europa statt.

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