Nach Stationen in Schlangen, Büren und Lemgo stand nun Bad Salzuflen auf dem Programm der Veranstaltungsreihe „Handwerk vor Ort“. Wie zuvor, brachte die Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe auch dieses Mal wieder mit dem Friseursalon Eckhoff einen Betrieb mit einem heimischen Politiker- in diesem Fall Jürgen Berghahn – zusammen, um über aktuelle Herausforderungen zu sprechen.

„Heute geht es zunächst einmal um die Themen, die das Friseurhandwerk bewegen“, eröffnete Hauptgeschäftsführer Michel H. Lutter die kleine Gesprächsrunde. Allerdings seien diese Themen in den meisten Fällen übertragbar auf alle Gewerke. „Das zentrale Problem ist und bleibt, Nachwuchs- und Fachkräfte zu finden“, so Lutter. Das bestätigte auch Gastgeberin Friseurmeisterin Heike Eckhoff, die zwei hervorragend ausbildete Friseurmeisterinnen beschäftigt.

„Beide sind seit der Ausbildung bei mir “, so Eckhoff. Seit 30 Jahren ist sie Prüferin im Friseurhandwerk und weiß, warum sie an ihren qualifizierten Mitarbeiterinnen festhalten muss: „Es fehlt uns einfach an Nachwuchs“. Was sie sonst noch in ihrem Ehrenamt beobachtet, ist, dass der Männeranteil im Friseurhandwerk in den letzten Jahren gestiegen ist. Insbesondere junge Männer mit Migrationshintergrund ergreifen den Beruf.

„Allerdings stellt uns das in punkto Integration teilweise vor echte Herausforderungen“, sagte Eckhoff und wünschte sich mehr Unterstützung seitens der Politik. „Denn“, so die Friseurmeisterin, „ohne Zuwanderung werden wir unsere Personalengpässe auf lange Sicht nicht in den Griff bekommen“. Auch die Gleichwertigkeit von dualer und akademischer Ausbildung sei dabei ein wichtiges Thema, das beim Nachwuchsengpass helfen könnte.

„Die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung muss im Deutschen Qualifikationsrahmen gesetzlich verankert werden“, sagte auch Lutter.“ Zudem müsse berufliche Bildung so gefördert werden, dass sie bei der derzeitigen Geschwindigkeit der Entwicklung auch mithalten könnte und entsprechende Themen in die Ausbildung implementieren könne: „Derzeit läuft das häufig über die Hersteller und das ist der falsche Weg“.

Neben dem Fachkräfteproblem sind es im Friseurhandwerk wie auch in den meisten anderen Gewerken die überall gestiegenen Kosten, die Probleme verursachten. „Die Personalkosten sind gestiegen, Energie ist immer noch enorm teuer und auch unsere Zulieferer haben die Preise für Haarpflegeprodukte angezogen“, berichtete Eckhoff.

Einzige Chance, die Preise aufzufangen, sei, diese an die Kunden weiterzugeben. „Wenn wir Friseure aber noch mehr erhöhen, bleiben die Kunden irgendwann ganz weg“, erklärte die Friseurmeisterin und fragte in die Runde, was man denn in dieser Situation noch tun könne.

„Gespräche führen“, so die Antwort des Hauptgeschäftsführers der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe, der auch gleich in Richtung Politik Kritik an der Einführung eines Industriestrompreises laut werden lässt: „Es ist nicht in Ordnung, hier das Handwerk wieder mit der Industrie über einen Kamm zu scheren“. Das Handwerk benötige auf seine Struktur zugeschnittene Unterstützung. Und diese müsse auch bei den Betrieben ankommen.

Negativbeispiel sei die Corona-Unterstützung an die Friseurbetreibe. Heike Eckhoff: „Unter dem Strich hat die Corona-Soforthilfe nichts gebracht“, so die Friseurmeisterin, bei der die Rückzahlung in diesem Jahr „richtig ins Kontor schlagen wird“. Die Crux: Soforthilfe sicherte die während des Lockdowns weiterlaufenden Kosten bei einem Liquiditätsengpass ab, nicht den ausbleibende Umsatz. „Den haben wir Friseure über Rücklagen auffangen müssen“, so Eckhoff. Rücklagen, die bei vielen jetzt aufgebraucht seien. Die Rückzahlungen seien für viele Betriebe existenzbedrohend. Insbesondere gepaart mit den anderen gestiegenen Ausgaben.

Jürgen Berghahn freute sich über die Gelegenheit in kleiner Runde über die Herausforderungen der Betriebe zu erfahren und versprach, die Themen aus dem Gespräch in die entsprechenden Arbeitsgruppen in Berlin zu tragen.

 

Unsere bisherigen Unternehmensbesuche:

https://www.kh-online.de/handwerk-vor-ort-in-lemgo/

https://www.kh-online.de/handwerk-vor-ort-in-bueren/

https://www.kh-online.de/handwerk-vor-ort-in-schlangen/